Eine zunehmend russlandfeindliche Berichterstattung spiegeln eine russophobe Stimmung wieder, die inzwischen fast ganz Europa und die USA erfasst hat. Der überwiegende Teil einer sich „progressiv“ nennenden Kulturszene bestärkt diese russlandfeindlichen Tendenzen noch.
Wir meinen dies gerade im multikulturellen, kosmopolitischen Berlin nicht länger unwidersprochen hinnehmen zu dürfen und stellen uns hiermit deshalb ausdrücklich und aus Protest vor Russland, vor dessen Regierung und auch vor den russischen Präsidenten Putin. Wir wollen einen klares, provokatives Zeichen setzen gegen die zunehmende Russophobie, die wir als einem Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus verstehen.
Zusammen mit Künstlern, mit linken Aktivisten, mit Unterstützern der LGTB Bewegung, mit Freunden aus vielen verschiedenen Ländern in Berlin und weltweit unterstreichen wir daher unter dem Hashtag #putinriot und #antiwar die folgenden Forderungen:
Nie wieder Krieg!
Frieden mit Russland!
Deutschlands Politik gegenüber Russland steht in der Tradition von Russophobie als einem Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Russophobie, auch als Russenfeindlichkeit oder Antirussismus bezeichnet, ist eine ablehnende Haltung gegenüber Russland, den Russen oder der russischen Kultur.
Russophobie ist eine Ausprägung der Xenophobie, oder auch Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. In Abgrenzung zur objektiven Kritik an Russland setzt Russophobie auf eine gezielte Unverhältnismäßigkeit mit dem Ziel, die Reputation des Landes zu unterminieren.
Unter der Nazi-Herrschaft entwickelte sich in Deutschland eine rassistisch begründete Russophobie als Kombination von Antisemitismus und Antibolschewismus. Es galt den so genannten Jüdischen Bolschewismus auszurotten. Hitler beschrieb die russischen Menschen in seinem Buch ‚Mein Kampf‘ als zur Selbstorganisation unfähige Untermenschen, die lediglich dank der „germanischen Oberschicht“ ein Reich aufbauen konnten.
Die Nationalsozialisten sahen die Sowjetunion als wichtigen Lebensraum für die deutsche Herrenrasse. Nach dem Endsieg Deutschlands war die Dezimierung, Versklavung und großangelegte Deportation der Bevölkerung vorgesehen, wobei Städte wie Leningrad und Moskau dem Erdboden gleichgemacht werden sollten.
Während des 2. Weltkriegs kamen fast 30 Millionen Bewohner der Sowjetunion ums Leben und es gab eine großflächige Vernichtung der Infrastruktur des Landes sowie von Kulturgütern. Die Aushungerung von über einer Million Menschen während der Blockade Leningrads ist exemplarisch.
Auf ihrem Rückzug entwickelte die Wehrmacht die Strategie der verbrannten Erde. Zu Hunderttausenden wurden Zivilisten „evakuiert“, die Infrastruktur zerstört, eine „menschenleere Wüste“ geschaffen. „In größtmöglichem Ausmaße sind in dem zu
räumenden Gebiet Zerstörungen vorzunehmen, die zum Beispiel Mühlen, Molkereien und dergleichen Betriebe, Maschinen und Geräte, Vernichtung von Vorräten aller Art, sofern ihr Abtransport nicht mehr durchführbar ist, Töten des Viehs, das aus irgendwelchen Gründen nicht nach rückwärts geführt werden kann, und das Abbrennen der noch auf dem Halme stehenden Ernte.“
Nachdem Ende des 2. Weltkriegs entwickelte sich im Kalten Krieg schnell ein politisch-ideologischer Kampf zwischen der westlichen Welt und dem kommunistisch regierten Ostblock. Seit den frühen 1950er Jahren verbreiteten die westliche Medien Angst vor dem Kommunismus und vor der atomaren Bedrohung und prägten das Bewusstsein in Europa und den USA. Vor allem in der Ära Reagan griffen Hollywood-Produktionen stereotypenhafte Bilder von Russen auf.
Nach der politischen Wende und dem Zerfall des Ostblocks unterstützte der Westen zunächst den Kurs des russischen Präsidenten Boris Jelzin und vermied weitgehend Kritik an seiner Politik. Es ging hier insbesondere um Einflussnahme auf die Politik und Wirtschaft.
Im Jahr 1990 gab es ein Versprechen seitens der USA, die NATO nicht nach Osteuropa zu erweitern. Die damalige Führung der Sowjetunion unter Gorbatschow, hatte der Wiedervereinigung Deutschlands nur unter der Bedingung zugestimmt, dass die NATO nach der Auflösung des Warschauer Paktes sich nicht nach Osten ausdehen würde.
Diese Zusage hatte der damalige US-Aussenminister James Baker in Moskau am 9. Februar 1990 bei einem Treffen gegenüber Gorbatschow und Aussenminister Schewardnadse gemacht. Seine Worte waren: „Das Bündnis werde seinen Einflussbereich nicht einen Zoll weiter nach Osten ausdehnen, falls die Sowjets der NATO-Mitgliedschaft eines geeinten Deutschland zustimmten.“.
Der damalige deutsche Aussenminister Genscher hatte zuvor gesagt: „Was immer im Warschauer Pakt geschieht, eine Ausdehnung des NATO-Territoriums nach Osten, das heisst, näher an die Grenzen der Sowjetunion heran, wird es nicht geben.“
Tatsächlich wurden inzwischen alle ehemaligen Ostblockländer und die ehemaligen Sowjetrepubliken im Baltikum in der NATO aufgenommen. Weitere erst kürzlich veröffentliche Dokumente belegen dies detailliert.
Im August 1999 ernannte Boris Jelzin den Geheimdienstchef Wladimir Putin zum Premierminister und zu seinem Wunschkandidaten für die Präsidentenwahl 2000. Als Jelzin am 31. Dezember überraschend sein Amt niederlegte, übernahm Putin verfassungsgemäß auch die Amtsgeschäfte des Präsidenten. Am 26. März 2000 fanden neue Präsidentschaftswahlen statt, die Putin im ersten Wahlgang mit über 50 Prozent der Stimmen gewann. Seitdem wurde er 2004 und 2012 wiedergewählt und verbesserte die Verhältnisse in Russland seitdem massgeblich. Der Präsident Russlands wird von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt.
Im Februar 2014 kam es zu einem Staatsstreich in der Ukraine und in Folge zu einem blutigen Konflikt, als Höhepunkt einer westlichen Expansionspolitik seitens der NATO. Zunächst hatte die sogenannte „Maidan“-Bewegung im Westen der Ukraine
zumindest teilweise als Protestbewegung von Teilen der unterdrückten Schichten mit legitimen Forderungen gegen die Herrschaft der Oligarchen und gegen die eine korrupte politische Kaste begonnen. Innerhalb sehr kurzer Zeit jedoch gelang es aus Berlin und Washington gesteuerten politischen Kräften in der West-Ukraine, sich an die Spitze dieser Bewegung zu stellen und ihr eine reaktionäre Stoßrichtung zu verleihen.
Die durch den Putsch an die Macht gekommene neue Regierung in Kiew wurde vor der Weltöffentlichkeit offiziell von westlichen Politikern wie dem deutschen Außenminister Steinmeier anerkannt.
Der Anspruch auf die Unterwerfung der Ukraine und die Unterstützung der ukrainischen Faschisten durch Deutschland haben eine Tradition, die bis in die Zeit des Hitlerfaschismus zurückreicht. Damals versuchte das Hitler-Regime, seinen Anspruch auf den „Lebensraum im Osten“ und die Ukraine als „Kornkammer für das deutsche Volk“ durch Goebbels’ Propaganda-Kampagnen zu begründen.
Nach Beginn des faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion riefen die ukrainischen Faschisten der „Organisation ukrainischer Nationalisten“ unter Stepan Bandera und Jaroslaw Stezko einen ukrainischen Staat unter der Nazi-Besatzung aus, kämpften in
der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) und der Waffen-SS-Division „Galizien“ gegen die Rote Armee und unterstützen und betrieben die hunderttausendfache Ermordung der ukrainischen Juden. Die faschistischen ukrainischen Führer hielten nach Ende des Krieges in München mit Unterstützung des BND und anderer westlicher Geheimdienste ihre Strukturen aufrecht, beteiligten sich an der Bildung des internationalen faschistischen „Antibolschewistischen Blocks der Nationen“ und organisierten den verdeckten und geheimen Kampf gegen den sowjetischen Staat.
Die jahrzehntelange antisowjetische und nationalistische Propagandatätigkeit derartiger Strukturen unter der ukrainischen Bevölkerung in Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten haben den Boden für die Ausrichtung der Maidan-Bewegung bereitet.
Nazi-Kollaborateure wie Bandera, Stezko und andere werden von der heutigen Regierung der Ukraine offen verehrt.
Abschliessend kann man feststellen, dass massgebliche politische Kräfte in Deutschland, und ein Großteil der Medien in der fremdenfeindlichen Tradition der Russophobie verharren, wenn sie eine Politik gegen die Interessen der Bevölkerungen Russlands, Europas und Deutschlands handeln.
Große Teile der Bevölkerung und auch der Wirtschaft sind jedoch gegen diese Politik. Dies wird immer wieder erkennbar in Umfragen und in Erklärungen gegen diese offizielle Politik.