30. September 2015

In der Türkei leben seit nunmehr 3 Jahren viele syrische Flüchtlinge in provisorischen Lagern. Diejenigen, die noch über finanzielle Reserven verfügen leben häufig auch in angemieteten Wohnungen oder in Hotels.
Die türkische Regierung gewährt den Flüchtlingen Asyl und die Bevölkerung zeigt in vielen Bereichen große Hilfbereitschaft. Eine Reihe von Organisationen leistet Hilfe.
Jetzt bewegt sich ein prozentual relativ kleiner Anteil dieser Flüchtlinge in Richtung Norden, viele der Menschen wollen nach Deutschland. Hier ist eine erhitzte Debatte über die Auswirkungen und die Ursachen dieser „Flüchtlingswelle“ entbrannt. Pegida ist entstanden, Asylantenheime werden oft schon vor ihrem Bezug attackiert. Vielerorts Demonstrationen gegen „Asylmissbrauch“, aber auch lokale Bewegungen unter dem Motto „Refugees Welcome“
Was aber unterscheidet die Türkei, Libanon und Jordanien, sprich Länder, in denen Millionen syrischer Flüchtlinge Zuflucht gefunden haben von einem verhältnismässigem sehr wohlhabenden Land wie Deutschland?
Ein Blick zuück in die Geschichte.
1492 wurde in Spanien das sogenannte Alhambra-Edikt erlassen. Das Edikt ordnete die Vertreibung der Juden aus allen Territorien der Krone von Kastilien und der Krone von Aragón zum 31. Juli des Jahres 1492 an, sofern sie bis dahin nicht zum Christentum übergetreten waren. Es blieben den Juden nur 3 Monate um ihren festen Besitz zu veräussern, Häuser wurden zu Spottpreisen verkauft.
Im August des Jahres 1492, als Columbus sich mit seiner Flotte in Richtung Südamerika auf den Weg machte fuhr er von dem relativ unbekannten Hafen von Palos ab, da die Ausfahrten von Cadiz und Sevilla durch die Abertausenden von Juden, die durch das Ausweisungsedikt der Königin Isabella und des Königs Ferdinand von Spanien vertrieben wurden, versperrt waren.
Der größere Teil dieser spanischen Juden zerstreute sich in Gruppen nach Nordafrika, Ägypten, in die Levante, wo ihnen der osmanische Sultan Bayezid II. Zuflucht gewährte, der ihnen sogar Schiffe seiner Flotte zur Flucht aus Spanien geschickt hatte. Die vertriebenen Juden wurden im ganzen Osmanischen Reich aufgenommen und willkommen geheissen. Sultan Bayezid II. soll gesagt haben: „Wie töricht sind die spanischen Könige, dass sie ihre besten Bürger ausweisen und ihren ärgsten Feinden überlassen.“ 1492 erteilte der Sultan den Regierungen der Provinzen den Befehl “ zum Eintritt der Juden nicht einzumischen oder denen keine Schwierigkeiten zu verursachen, sondern sie herzlich zu empfangen und ihnen Schutz zu gewähren.“
Wie viele Juden Spanien verließen ist unklar. Die Zahlen variieren zwischen 130.000 und über 300.000 bei einer Gesamtbevölkerung Spaniens von damals ca. 850.000.
Viele Juden zogen auch nach Griechenland inbesonders nach Saloniki. Die Medici in Florenz gewährten ihnen Aufenthalt für Livorno gleichberechtigt wie alle anderen Nationen – Spanier, Portugiesen, Griechen, Deutsche, Hebräer, Mauren, Armenier, Türken etc. – Sie erhielten volle Religionsfreiheit, das Recht Waffen zu tragen, sich überall in der Stadt niederzulassen und Läden zu eröffnen. Die Renaissance-Päpste unterstellten die Juden dem Schutz der Kirche. Viele Juden siedelten sich im Kirchenstaat an, vor allem in Ancona und in Rom. Kleine Gruppen der Vertriebenen gelangten nach Amsterdam und nach Hamburg.
Viele Juden ließen sich zunächst in Portugal nieder, wo sie König Johann II. aus finanziellen Gründen zunächst willkommen waren. Die Aufenthaltserlaubnis war jedoch befristet. Juden, die nach zweijährigem Aufenthalt noch nicht getauft waren, hatten das Land zu verlassen. Da nur wenige die Gelegenheit fanden, das Land mit Schiffen zu verlassen, wurden sie versklavt, zwangsgetauft oder nach Afrika verfrachtet, um dort in den Plantagen ihrer christlichen Arbeitgeber zu arbeiten.
Während des Zweiten Weltkrieges gelang es der Türkei seine Neutralität zu bewahren. Schon seit 1933 hatte Präsident Atatürk prominente jüdische Professoren dazu ermuntert sich in der Türkei anzusiedeln. Im Zweiten Weltkriegs war die Türkei ein sicheres Transitland für Juden, die dem Nationalsozialismus zu entkommen versuchten. Eine ganze Reihe türkischer Diplomaten, Botschafter, Generalkonsule haben sich sehr darum bemüht türkische Juden vor der sicheren Vernichtung durch Nazi-Deutschland zu retten.
—————————————-
Das Coop Antikriegscafe unterstützt den Aufruf von UNRUHESTIFTEN.DE
2000 KünstlerInnen und Kulturschaffende, andere Persönlichkeiten und Organisationen gegen Rechts:
Wir schätzen den kulturellen Reichtum aller Völker.
Wir wollen das Recht eines jeden Menschen respektiert sehen, seine eigene Kreativität zu entdecken und zu entwickeln.
Wir wollen, dass jeder Mensch Zugang erhält zu den oft Jahrtausende alten Traditionen von Kunst und Kultur.
Diese Traditionen sprechen in einem großen Chor von Menschenfreundlichkeit, Frieden und Gerechtigkeit. Wie es einst in die ursprüngliche Losung der großen französischen Revolution von 1789 gemündet ist: Freiheit, Gleichheit, Solidarität.
Nichts davon ist zurückzunehmen.
Deshalb brauchen wir Unruhe:
Unruhe für eine solidarische multikulturelle Gesellschaft
Unruhe gegen Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit und rechte Gewalt
Wir wollen eine Kultur des Handelns und nicht bequemes Wegsehen. Wir wollen eine Kultur der Aufklärung über die Verbrechen des Nazi-Faschismus. Wir fordern das sofortige Verbot der NPD!
Wir fordern das Ende der inhumanen Abschiebepraxis und der Asylpolitik in Deutschland. Wir fordern ausreichende humane und existentielle Hilfe für Menschen in Afrika und das Ende der Dauertragödie der „Festung Europa“ mit wöchentlichen Meldungen über ertrunkene Bootsflüchtlinge im Mittelmeer.
Unruhe für soziale Umverteilung und soziale Gerechtigkeit
Unruhe gegen ein Deutschland der sozialen Eiszeit
Ein Gesellschaftssystem, in dem Wertpapiere und Profitoptionen als systemrelevant vergötzt werden, untergräbt die Wurzeln menschlichen und kulturellen Reichtums.
Wir fordern soziale Schutzschirme für Menschen anstelle der Fortsetzung der Verarmungspraxis durch Hartz IV. Wir wehren uns gegen die einseitigen Subventionen von Banken und Unternehmen einerseits – und das „Im-Regen-stehen-Lassen“ von Belegschaften und Beschäftigten andererseits. Wir fordern, dass Reichtum von oben nach unten umverteilt wird! Wir wenden uns gegen das weitere Zerschlagen sozialer Sicherungen und Einrichtungen – und gegen Privatisierungen im Öffentlichen Dienst.
Unruhe für ein friedliches Deutschland
Unruhe gegen die Kriegspolitik der Bundesregierung
Wir fordern das sofortige Ende von Bundeswehreinsätzen in Afghanistan und allen anderen Ländern. Wir fordern den Verzicht auf den Bau des atomaren Radarabwehrsystems durch die USA in Europa! Wir wollen, dass Deutschland nicht an der Spitze der weltweiten Rüstungsexporteure steht, sondern an der Spitze bei humanitären Unterstützungen und der internationalen Solidarität für arme Länder.
Unruhe für die Förderung kultureller Vielfalt
Wir, Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffende sind von den Auswirkungen der Krise direkt und oft als erste betroffen. Kommunale und staatliche Kultur-Budgets werden eingefroren, Bühnen geschlossen, die Mittel für die freie Szene gekürzt. Verlage und Veranstalter vermeiden das Risiko. Jungen Talenten werden die Möglichkeiten für Veröffentlichungen, Ausstellungen oder Auftritte erschwert. In der ökonomischen Krise bleibt die Kultur auf der Strecke. Deswegen erheben wir unsere Stimme gegen die Krisenlasten die wieder einmal von oben nach unten verlagert werden sollen!
Wir, Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffende, wenden uns an Bürgerinnen und Bürger, an Beschäftigte und Arbeitslose, an RentnerInnen und Jugendliche, an StudentInnen und SchülerInnen in Deutschland: Lasst uns für diese Forderungen gemeinsam Unruhe schaffen! Unruhe ist erste BürgerInnenpflicht!
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …