Indien bestellt 20 russische Atomkraftwerke – Reaktionäre Politik gegen die Natur

Knapp 2 Jahre nach Fukushima und fast auf den Tag genau 8 Jahre nach dem furchtbaren Tsunami, der zu Weihnachten 2004 die Ostküste Sri Lankas zerstörte und auch die indischen Andamanen und Nicobaren sowie große Teile der indischen Ostküste verwüstete, hat Indien eine weitere Bestellung für AKWs aufgegeben. Diesmal liefert Russland. Ein Endlager hat man noch nicht, Uranvorkommen sind auch eher rar und bei Protesten wird einfach hart durchgegriffen. Die AKWs stehen zumeist entweder in erdbebengefährdeten Gebieten oder an den tsunamigefährdeten Küsten.

Am Rande eines Staatsbesuches des russischen präsidenten Wladimir Putin sollen sich Russland und Indien über den Bau von bis zu 20 Kernkraftwerken, voraussichtlich bis zum Jahre 2030, geeinigt haben. Dies würde bedeuten, dass Russland jährlich durchschnittlich ein AKW in Indien fertigstellen müsste. Indien betreibt derzeit bereits 20 Atomkraftwerke und liegt damit schon jetzt weltweit auf Platz 6. der Atom-Weltrangliste. Weitere AKWs befinden sich im Bau.

Ob diese Pläne allerdings tatsächlich so zügig umgesetzt werden können, wie angekündigt bleibt abzuwarten. Landesweit organisiert sich der Protest. Der Bau des Atomkraftwerkes Kudankulam im südlichen  Bundesstaats Tamil Nadu, musste bereits mehrmals wegen Massenprotesten vorübergehend eingestellt werden. Die Lage vor Ort spitzte sich im September zu, nachdem sich 20.000 Menschen an einer Demonstration vor dem Reaktor beteiligen und die Zufahrten blockierten.  Bei den Protesten gegen das AKW hatten Sicherheitskräfte ausserdem einen Menschen erschossen. Die erste von eienm russischen Konzern gebaute Atomanlage mit zwei Reaktorblöcken sollte ursprünglich Ende 2011 ans Netz gehen.

Ausserdem soll mitten in einem Erdbebengebiet soll 300 Kilometer südlich der Millionenmetropole Mumbai, das grösste AKW der Welt entstehen. Die Nuclear Power Corporation of India, ein Staatskonzern, hat den französischen Areva-Konzern beauftragt, sechs Reaktorblöcke zu bauen.

Bauern, Fischer und Umweltschützer protestierten wiederholt gegen die Baupläne, von denen 18 Dörfer betroffen sind. 40 000 Menschen müssen umgesiedelt werden. Ein Teil des Baulandes wurde einfach konfiziert. Das AKW soll inmitten einer der hundert wichtigsten Biodiversitätszonen Indiens gebaut werden. Hier besteht die höchste Dichte indigene Pflanzenarten, und es gibt hunderte von Amphibien-, Vogel- und Säugetierarten. Außerdem entspringen hier die grossen Flüsse Krischna und Godavari, welche in den Golf von Bengalen fließen.

In dem Gebiet hat es in den 20 Jahren zwischen 1985 bis 2005 über 90 Erdbeben gegeben und die Region von Jaitapur wird seismologisch zur Zone der Kategorie IV gezählt, in welcher Erdbeben der Kategorie 7 erreicht werden können. Täglich sollen riesige Mengen warmes Wasser ins Meer geleitet werden, was zu einer lokalen Wassererwärmung und somit nicht nur zu einer Bedrohung, sondern auch zum Artensterben von Fauna und Flora führen würde.

Auch weitere bereits fertiggestellt AKWS in Indien stehen in Erbebenzonen. Dazu ist das 50-jährige Atomprogramm von einer langen Liste von Störfällen und Problemen geprägt. Im März 1993 hielt ein Brand im Reaktor in der Stadt Narora (Uttar Pradesh) die indische Öffentlichkeit einen Tag lang in Atem. Nachdem sich die Rotorblätter der Turbinen gelöst hatten, kam es im Kraftwerk zu einer Explosion

Doch auch der atomare „Normalbetrieb“ wirft für das Netzwerk „Doctors For a Safe Environment“ fragen auf. Nach ihren Angaben leiden in dem Gebiet um die Reaktoren in Kalpakkam über ein Drittel der Frauen zwischen 15 und 40 Jahren an Schilddrüsendefekten, einige von ihnen haben Schildrüsenkrebs.

Die Ärzte führen diese auffallend hohen Werte auf das Austreten von Radioaktivität in Form von Gas und auf die hohe Radioaktivität im Meer zurück. Fast alle geplanten Atomkraftwerke befinden sich am Meer. Und der traditionelle Fischfang ist für viele Menschen die einzige Einnahmequelle.

Ungelöst ist außerdem die Frage der Endlagerung des Atommülls. Mit indischer Gelassenheit  wird bisher der hochradioaktive Müll in Abklingbecken dezentral zwischengelagert, während ein Teil in den Wiederaufbereitungsanlagen in Tarapur und Kalpakkam verarbeitet wird. Bereits das derzeitige Programm produziert hochradioaktiven Atommüll von ca. 110 Tonnen pro Jahr.

Weil das ehrgeizige indische Atomprogramm zu einer Steigerung des Uranabbaus führen wird, sind Konflikte um Land vorprogrammiert. Die Uranvorkommen in Indien werden auf 60.000 Tonnen geschätzt. Der tatsächliche Uranabbau in Indien betrug 2008 gerade einmal 260 Tonnen, wobei 980 Tonnen Uran in indischen AKWs verbraucht wurden. Indien hat also bereits jetzt ein Urandefizit. Daher sollen neben Lieferverträgen mit  Frankreich, Russland, Kasachstan und dem Niger auch der eigene Uranerzabbau massiv gesteigert werden.

Russland befindet sich in einem rasanten Exportwettlauf von Nukleartechnologie in Konkurrenz u.a. mit den Staaten USA, Frankreich und Japan. Die Länder exportieren diese Technologie ungehemmt in andere Länder ohne ihrer historischen Verantwortung in irgendeiner Weise gerecht geworden zu sein. Fukushima, Le Hague, Tschernobyl, Hiroshima, Nagasaki, das Mururoa Atoll und Missbildungen und Leukämie durch Uranmunition sollen hier nur ein paar Stichworte sein.

Russland hat die nördliche Karasee zum Friedhof für Atommüll gemacht. Dortliegen tausende Container mit abgebrannten russischen Kernbrennstäben und zwei Dutzend Schiffe mit radioaktivem Material. Darüber hinaus sind hier mehrere Atomreaktoren und ein ganzes Atom-U-Boot im Meer versenkt worden. Erst kürzlich wurde deswegen erneut eine russische-norwegische Expertengruppe eingesetzt. Langfristig werden enorme Kontaminationen erwartet.

Noch Bis 1982 versenkten auch westliche Staaten schwach- und mittelradioaktive Abfälle im Nordostatlantik, darunter auch Deutschland. Insgesamt wurden offiziellen Statistiken zufolge an 15 Stellen mehr als 100.000 Tonnen Atommüll in mehr als 222.000 Fässern verklappt und zwar Alpha-, Beta- und Gammastrahler. Die verantwortlichen Regierungen gingen angeblich davon aus, dass der radioaktive Abfall in 4.700 Metern Tiefe „beseitigt“ sei.  Inzwischen wurde in den Versenkungsgebieten u.a. Plutonium 238 in Wasserproben, im Sediment und in Fischen nachgewiesen. Wenige Millionstel Gramm Plutonium im Körper sind für den Menschen tödlich.

Auch vor der Küste Somalias soll ebenfalls jahrelang neben Giftmüll auch europäischer Atommüll verklappt worden sein.

Israel, die USA, und einige NATO Mitgliedstaaten spekulieren seit einiger Zeit in den MedienMedien ganz offen über mögliche Luftangriffe auf Atomanlagen in Iran, was unabsehbare Konsequenzen hätte, für die Region und weit darüber hinaus.

Es zeigt sich, dass die Regierungen der führenden Atomnationen fortwährend eine völlig unverantwortliche und schlicht als kriminell zu bezeichnende Politik betreiben und zwar gegen den ausdrücklichen Willen der Mehrheit der Menschen.

https://cooptv.wordpress.com/2012/10/04/analyse-der-konsequenzen-eines-angriffs-gegen-die-atomanlagen-des-iran/

Pläne für Luftangriffe auf iranische Nuklearanlagen und AKW – 25.9.12
http://youtu.be/KH0zDQC04UA