




Co-op Anti-War Café Berlin
Mitte Oktober machte die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt Pramila Patten Schlagzeilen mit der Behauptung, die russische Armee verteile Viagra an Soldaten. Nun befragten russische Prankster sie dazu. Dabei zeigte sich, dass Patten weder Beweise noch genauere Tatsachen für ihre Behauptungen hat.
Mitte Oktober meldeten Medien und Zeitungen weltweit unter Berufung auf die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt bei Konflikten Pramila Patten, die russische Armee versorge ihre Soldaten mit Viagra und Sexspielzeug, damit diese Ukrainerinnen vergewaltigen. Patten sagte damals in einer Pressekonferenz, sexuelle Entwürdigung sei eine „bewusste Taktik“ Moskaus und Teil einer „militärischen Strategie“, um die Unterwerfung der Ukraine zu erreichen. Bereits damals war die Absurdität dieser Behauptungen nicht ganz von der Hand zu weisen, doch hielt die Autorität der UNO her, diese Ungeheuerlichkeiten in Medien als Realität darzustellen. Kritische Fragen zu den Quellen ihrer „Erkenntnisse“ stellte Patten keinem der Journalisten.
Es bedurfte erst des Einsatzes der prominenten russischen Prankster „Lexus“ und „Wowan“, um die UN-Sonderbeauftragte zu der Preisgabe der „Quellen“ für ihre ungeheuerlichen Anschuldigungen zu bringen. „Lexus“ und „Wowan“ gaben sich im Telefonat mit Patten für Mitglieder eines Komitees des ukrainischen Parlamentes aus und stellten ihr die Fragen, die zu stellen westliche Journalisten unterließen: Woher kommen ihre Erkenntnisse, hat sie Beweise für die Anschuldigungen, wo konkret soll es zu Massenvergewaltigungen gekommen sein?
Im Verlauf des Gesprächs, dessen Vollversion die Prankster nunmehr veröffentlicht haben, gibt die UN-Sonderbeauftragte zu, dass ihre Angaben allein auf Informationen, die ihr von der ukrainischen Seite herangetragen wurden, beruhen. Patten antwortete:
„Dies sind die Informationen, die ich am 3. Mai in Kiew von Überlebenden sexueller Gewalt erhalten habe. Von den sozialen und medizinischen Diensten: Sie machten Hausbesuche in verschiedenen Dörfern, insbesondere in Mariupol. Sie berichteten, dass russische Soldaten Frauen und Mädchen in Kellern von Häusern festhielten und sie 24 Stunden am Tag vergewaltigten. Dabei hatten sie Viagra und andere Drogen.“
Geprüft habe sie diese Informationen nicht und keine Beweise gesehen. Mehrmals betont Patten, es sei nicht ihre Aufgabe zu ermitteln: „Die Durchführung von Ermittlungen ist nicht meine Aufgabe. Ich sitze in einem Büro in New York. Meine Aufgaben sind andere: Ich habe Vollmacht, Interessen zu vertreten und Führung zu zeigen bei der Prävention solcher Verbrechen. (…) Die Untersuchung wird weiterhin vom Menschenrechtsbeobachtungsteam und der internationalen Untersuchungskommission durchgeführt. In deren Berichten steht immer noch nichts über Viagra.“ Sie könne auch keine Opfer der Weltöffentlichkeit vorstellen, sie müssen an ihre Sicherheit und Datenschutz denken.
Die Pressesprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa hatte schon im Oktober die von Patten ausgesprochenen Anschuldigungen als absurd zurückgewiesen. Die Anschuldigungen würden auf einer perversen Fantasie beruhen und könnten nicht ernsthaft kommentiert werden, sagte Sacharowa damals. Nach der Veröffentlichung des Prankvideos mit der UN-Sonderbeauftragten sah sich die Pressesprecherin in ihrer damaligen Einschätzung bestätigt und kommentierte den Fall nunmehr auf Telegram: „Erinnern Sie sich an die Geschichte mit der Erklärung der UN-Sonderbeauftragten des Generalsekretärs für sexuelle Gewalt in Konflikten, P. Patten, dass die russischen Streitkräfte angeblich Viagra zur Vergewaltigung ukrainischer Bürgerinnen verwenden?
In einem Gespräch mit Wowan und Lexus stellte sie diese erotische Frage klar und gab zu, dass sie nicht befugt ist, solche Dinge zu untersuchen, und dass diejenigen, die eine solche Befugnis haben, solche Dinge nicht festgestellt haben: ‚Es ist nicht meine Aufgabe, zu untersuchen. Diese Befugnis habe ich nicht. Ich sitze in New York, in einem Büro in New York, und ich habe Vertretungsbefugnisse. Meine Aufgabe ist es nicht, Ermittlungen durchzuführen. Die Untersuchung wird von Human Rights Watch und der Internationalen Untersuchungskommission durchgeführt. In ihrem Bericht steht noch nichts über Viagra.‘
Sie hat ihre Unparteilichkeit selbst mit einem stichhaltigen Argument desavouiert: ‚Ich möchte der ukrainischen Regierung und dem ukrainischen Volk erneut die volle Unterstützung und Rückendeckung meines Amtes zusichern. Am 3. Mai habe ich in Kiew ein Rahmenabkommen über die Zusammenarbeit mit der ukrainischen Regierung unterzeichnet.'“
Die im Prankvideo mehrmals erwähnte Ljudmila Denisowa war bis Ende Mai 2022 Menschenrechtsbeauftragte der Ukraine. Patten gibt an, sich am 3. Mai mit ihr in Kiew getroffen und einen Teil ihrer Informationen von ihr zu haben. Denisowa verbreitete zahlreiche Erzählungen über angebliche Vergewaltigungen von Frauen, Männern, Kindern beider Geschlechter, Greisen, vorzugsweise öffentlich und auf unnatürliche Weise begangen. Sie gab später zu, einen Teil dieser Geschichten erfunden zu haben, einen anderen Teil aus anonymen Anrufen auf einer Hotline zu kennen. Beweise und Belege konnte sie nicht vorlegen, und die ukrainischen Staatsanwaltschaften beantworteten Nachfragen nach entsprechenden Strafanzeigen und Erkenntnissen wiederholt damit, dass die von der Menschenrechtsbeauftragten behaupteten Sexualverbrechen weder zur Anzeige gebracht noch sonst den Ermittlungsbehörden bekannt geworden seien. Als es selbst dem ukrainischen Parlament „zu bunt“ wurde, entließ dieses Denisowa und besetzte das Amt neu.
„Wowan“ und „Lexus“ hatten auch mit Denisowa telefoniert und auch ihr Eingeständnisse entlockt. Denisowa hat unter anderem bekundet, dass sie verstärkte Unterstützung für die Ukraine erreichen wollte und es bedauert, dass sich ihre Nachfolger im Amt nicht im diesen Sinne einsetzen.
Das englischsprachige Original des Videotelefonats der Prankster mit der UN-Sonderbeauftragten Patten kannhiergesehen und gehört werden.
‚SIE STRABEN FÜR DICH‘ und ‚IN DANKBARKEIT DEN TOTEN HELDEN‘ – so steht es unkommentiert auf dem Granitblock neben der Kirche Heilig Kreuz in Obergiesing.
Die Landeshauptstadt schmückt steinerne Kriegspropaganda zum Volkstrauertag mit einem als „Waldkranz“ bezeichneten Blumengebinde mit Schleife in den Stadtfarben.
Die Protokollabteilung der Stadt hält ‚bis auf Weiteres an der Niederlegung eines Waldkranzes‘ fest.
(Schreiben der Stadt vom 28.10.22.)
Die Initiative GiesingDenk(t)mal besteht darauf, dass solche Dekorierung verbrecherischer Kriege unterbleibt.
Zumindest so lange keine kommentierende Ergänzung des Kriegsmonuments erfolgt ist.
Ehrliche Trauer sollte zum Ausdruck kommen, aber ein Werben fürs Sterben ist gerade aus aktuellem Anlass mehr als fragwürdig.
Die Welt braucht Frieden und nicht weitere Kriegshelden. Und schon gar keine in Stein gemeißelte Kriegspropaganda.
Die Initiative hat deshalb die städtische Verzierung aufgenommen und in das Rathaus zum Büro des Oberbürgermeisters zurückgebracht.
Verbunden ist diese Aktion mit dem Vorschlag, dieses Ehrengebinde mit Schleife an einem Denkmal für den Münchner Widerstand während der Nazizeit zu verwenden.
Ganz im Sinne einer ‚kritisch-künstlerischen Setzung zu diskussionswürdigen Denkmälern‘ und ‚als diskursiv, kritisch und multiperspektiv orientierte Kulturpraxis‘
(Schreiben vom 28.10.) ist der Gestaltungsvorschlag der Initiative GiesingDenk(t)mal zu verstehen.
Dieser ist als Modell mit Erläuterung im Kunstpavillon München zu sehen.
Der Titel der Ausstellung im Alten Botanischen Garten lautet DenkmalKrieg/DenkmalFrieden.
Sie geht noch bis 24. November 2022 unter der Schirmherrschaft von Dr. Margot Käßmann und Konstantin Wecker.
Kontakt: Initiative GiesingDenk(t)mal, Dr. Herbert Dandl, 0172-8339 558