Der Mord an einem Georgier in Berlin schlägt immer höhere Wellen. Manche Medien kennen bereits den Auftraggeber des Verbrechens: Moskau. Parallelen zum Skripal-Fall werden gezogen – doch dieser zeugt nicht von Moskaus Schuld, sondern von einem Mangel journalistischer Standards.
von Sebastian Range, 4.12.2019
Spätestens mit der am Mittwochmittag erfolgten Ausweisung russischer Diplomaten hat sich der Mord an Selimchan Changoschwili zu einem internationalen Politikum entwickelt. Der 40 Jahre alte Tschetschene mit georgischer Staatsangehörigkeit wurde am 23. August im Kleinen Tiergarten in Berlin-Moabit erschossen. Changoschwili hatte im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft und wurde hierzulande zeitweise als islamistischer Gefährder eingestuft. Kurz nach der Tat wurde der mutmaßliche Täter festgenommen, bei dem es sich laut russischem Reisepass um Vadim Sokolov handeln soll.
Doch das sei nur eine Scheinidentität, wie der Spiegel am Dienstag berichtete. Tatsächlich soll es sich um den „zuvor international gesuchten Mörder“ Vadim Krasikov handeln, „der womöglich im Auftrag des Kreml handelte“.
Was hier noch als Möglichkeit in Betracht gezogen wird, behandeln andere Medien bereits als erwiesene Tatsache. Während die Tagesschau noch fragt: „War es ein Auftragsmord aus dem kriminellen Milieu? Eine Fehde unter Kaukasiern? Oder gar ein Attentat im Auftrag des Kreml?“, steht für den Tagesspiegel der Schuldige bereits fest, woran schon die Headline – „Der russische Staatsterror fordert Deutschland heraus“ – keinen Zweifel lässt. Das Blatt schreibt:
„Mit der brutalen Rache an Gegnern im Ausland nimmt Putin offenkundig diplomatische Verwerfungen in Kauf. Hauptsache, bei Überläufern und Oppositionellen kommt die Botschaft an: wir kriegen euch, auch in Deutschland. Das ist abenteuerliche Politik, sie zeugt von der Verachtung des Autokraten für den westlichen Rechtsstaat.“
Deutschlands Skripal-Fall? Was das britische „Original“ in Sachen rechtsstaatlicher Prinzipien lehrt
Hier weiterlesen: https://deutsch.rt.com/meinung/95416-deutschlands-skripal-fall-mord-im/