9. Februar 2019
Auch auf den Leiter des Kieler Sicherheitsinstituts passt, was der russische Verteidigungsminister seiner deutschen Amtskollegin von der Leyen im letzten August geantwortet hat:
„Sie sollten noch 200 Jahre schweigen!“
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat am Sonntag während eines Interviews seiner deutschen Amtskollegin Ursula von der Leyen und deren Forderungen nach einem „harten Russland-Kurs“ mit deutlichen Worten geantwortet.
Von der Leyen hatte im Vorfeld des jüngsten NATO-Gipfels bekräftigt, dass man Russland im Dialog aus einer „Position der Stärke“ begegnen müsse. Dies fordert sie seit der Ukraine-Krise. Schon damals war sie für mehr Engagement vonseiten der NATO und die Modernisierung des mächtigen Militärbündnisses eingetreten. „Aus einer Position der Stärke lässt es sich besser mit Moskau sprechen“, sagte sie damals und betonte, dass die „östlichen Partner Schutz vor Russland“ erwarteten.
Schoigu antwortete nun den Forderungen der deutschen Verteidigungsministerin: „Nach allem, was Deutschland unserem Land angetan hat, sollten Sie noch 200 Jahre lang nichts zu diesem Thema sagen.“
Anschließend riet er Berlin, „über die Geschichte nachzudenken“ und fügte hinzu: „Fragen Sie Ihre Großväter, was es bedeutet, aus einer Position der Stärke mit Russland zu sprechen. Sie werden es Ihnen wahrscheinlich sagen können.“
—————————————-
Wenn schon, denn schon! – Der Professor, das Baltikum und die vier neuen NATO-Divisionen
Glaubt man dem Leiter des Kieler Sicherheitsinstituts, sind die baltischen Staaten durch Russland existenziell militärisch bedroht. Plausible Gründe liefert er nicht. Umso energischer fordert er die Stationierung von vier NATO-Divisionen vor der russischen Haustüre.
von Leo Ensel, 9.02.2019
Man sollte öfters mal Deutschlandfunk hören! Wer wissen will, wie hierzulande antirussische Stimmungsmache betrieben wird – und das heißt ab sofort auch wieder: Propaganda für ein neues, auch nukleares, Aufrüsten –, kommt hier zuverlässig auf seine Kosten.
Am Dienstag früh, um 6:50 Uhr ereignete sich wieder mal eine wahre Sternstunde. Interviewt wurde der Politikwissenschaftler und Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel und Vorstandsmitglied des Aspen-Institute Deutschland, Professor Joachim Krause, und es ging um angebliche Pläne Russlands, nun nach dem Ausstieg aus dem INF-Vertrag andere Länder – genauer: die baltischen Staaten – zu überfallen sowie um die Konsequenzen dieser dramatischen, von der deutschen Politik bislang sträflichst übersehenen Sicherheitslücke für die NATO. (Was die von den USA initiierte Kündigung des INF-Vertrages mit den als Faktum unterstellten vorgeblichen russischen Okkupations- und Annexionsplänen zu tun haben sollte, wurde erst gar nicht hinterfragt!)
Bereits die Eröffnungsfrage von Deutschlandfunk-Redakteur Mario Dobovisek gab die Richtung vor: „Wie sehr braucht das Baltikum gerade jetzt das Signal von den Verbündeten im Westen, nicht vergessen worden zu sein?“ Gerade jetzt. Warum eigentlich? Etwa weil Verteidigungsministerin von der Leyen zum selben Zeitpunkt, also „gerade jetzt“, im offenbar doch nicht so völlig vergessenen Litauen auf Truppenbesuch weilte? Der Kieler Sicherheitsexperte ließ sich jedenfalls nicht lange lumpen und sprach von einer „existenziellen militärischen Bedrohung“ der baltischen Staaten, „wieder in den russischen Herrschaftsbereich eingegliedert zu werden.“ Begründung: Die Zapad-Manöver, die Russland jährlich an seiner Westgrenze abhalte. Aus diesen Manövern könne, so Professor Krause, „sofort eine Invasion dieser Länder passieren.“ Natürlich nicht von heute auf morgen, aber immerhin innerhalb weniger Wochen oder „auf hybride Art wie in der Ostukraine“. Kurz: Eine reale Gefahr, der der Westen mit seiner geringen Militärpräsenz nichts entgegenzusetzen habe.
Das „Vertragsregime“
Nun lag es wieder am Qualitätsjournalisten, dem Sicherheitsexperten dienstbeflissen die passenden Stichworte zu apportieren: „Der Westen hat ja bislang eher zurückhaltend reagiert, denn 1.000 NATO-Soldaten im Baltikum könnten wohl kaum eine russische Invasion aufhalten.“ Was Professor Krause nun Gelegenheit gab, sein Ziel allmählich anzuvisieren: „Es ist derzeit eine symbolische Präsenz, und die muss durch eine reale Präsenz erhöht werden. Dagegen wehrt sich bisher die Bundesregierung, weil sie sagt, die NATO-Russland-Akte würde dann verletzt werden. Man will diesen Teil des Vertragsregimes mit Russland nicht ganz aufgeben. „
Das „Vertragsregime“. Man höre gut in dieses Wort hinein! Ein Regime, unter dem Krause offensichtlich schwer leidet. Das Bedauern über diesen beklagenswerten Umstand war dem Sicherheitsexperten noch bis in den Sprechduktus hinein anzumerken. Gemeint war natürlich die NATO-Russland-Grundakte von 1997 – seinerzeit der Zuckerguss für Russland, um dem Land die bittere Pille der ersten NATO-Osterweiterung erträglicher zu machen –, die die permanente Stationierung von NATO-Truppen vor der russischen Haustüre untersagt.
Hier weiterlesen: https://deutsch.rt.com/meinung/83895-wenn-schon-denn-schon-professor/