3. Oktober 2017
Übersetzung von theblogcat
https://www.theblogcat.de/%C3%BCbersetzungen/china-und-big-oil/
In den Vereinigten Staaten konnten die Plantagenbesitzer im Süden vor dem Bürgerkrieg ihre Macht halten, weil es immer noch die Wirtschaftsordnung mit dem Namen „Cotton is King“ („die Baumwolle ist der König“) gab. In der heutigen internationalen Ordnung hält eine kleine Clique westlicher Monopolisten die Macht, weil „Öl der König ist“. Chinas neue Vorschriften, die das Elektroauto vorantreiben, bilden jedoch für diese globale Aufstellung eine zunehmende Herausforderung.
Der größte Automarkt wird elektrisch
Die westliche Wirtschaftspresse ist geschockt, jetzt wo China seine neuen Vorschriften für die Automobilindustrie angekündigt hat. 2019 muss jeder Autohersteller, der mehr als 30.000 Autos nach China importiert oder in China produziert, sicherstellen, dass 1 von 10 Autos ein Elektroauto ist. Diese Quote wird 2020 auf 12% erhöht und in dem Jahr wird der Staat auch Strafen über Firmen verhängen, die sich nicht daran halten.
https://www.chinadaily.com.cn/bizchina/motoring/2017-09/29/content_32626296.htm
Diese Ankündigungen haben die Welt schockiert, da China der größte Automarkt auf dem Planeten ist und dort 2016 weit über 28 Millionen neue Autos verkauft wurden. Jetzt wird die staatliche Einmischung in die Wirtschaft die Anzahl jener Fahrzeuge, die die Chinesen offiziell „New Energy Vehicles“ (NEV) nennen, stark erhöhen und die Benzinfahrzeuge werden abnehmen. Britische und amerikanische Politiker (Anm.d.Ü.: in Deutschland ist es nicht anders) reden zwar endlos über den „Klimawandel“ und die „fossilen Energien“, aber sie hätten sich niemals träumen lassen, dass es so schnell geht.
Die neuen Regeln treten erst 2018 in Kraft, aber Elektroautos sind in China bereits auf dem Vormarsch. Der Staat hat die Firmen dazu veranlasst, dies zu produzieren und hat heftig in die Forschung und Entwicklung investiert um sie effizienter zu machen. Das ist Teil ihres Fünfjahresplans. Der chinesische Verband der Autohersteller berichtet, dass auf dem chinesischen Festland im Monat August circa 68.000 Elektroautos verkauft wurden. 2017 wurden bereits 320.000 verkauft und die Anzahl soll bis Jahresende mehr als 700.000 erreichen.
Als Ergebnis der bewussten Anstrengungen der Führer der kommunistischen Partei zur Forschung und Entwicklung steigt auch die Effizienz der chinesischen Elektroautos. 2016 brauchten chinesische Elektroautos durchschnittlich alle 164 Kilometer eine Aufladung. 2017 fährt das durchschnittliche New Energy Vehicle in China 252 Kilometer bis zur nächsten Aufladung.
In den westlichen Medien jammert die Wirtschaftspresse, die sich um die Wall Street konzentriert, und die liberalen Umweltschützer jubeln, während im Vorbeigehen gegen China in anderen Fragen gestichelt wird. (Anm.d.Ü.: da fällt mir eine Radiomeldung von letzter Woche ein, in der der europäische Verband der Fahrradhersteller Strafzölle auf chinesische Elektrofahrräder forderte.) Aber die wichtige Frage wird nicht gestellt: Was veranlasst China dazu, so drastische Maßnahmen zu ergreifen, um die Rolle des Erdöls zu reduzieren?
Ein Imperium der Armut und Tyrannei
Wenn man fragt, wer im internationalen Finanzsystem die Macht hat, dann lässt sich diese Frage mit zwei Worten beantworten: die Ölbanker. Die vier Super-Ölfirmen Chevron, BP, Royal Dutch Shell und Exxon-Mobil werden als die größten Machtblöcke in der westlichen Welt angesehen.
JP Morgan Chase, das kombinierte Finanzimperium der Morgans und Rockefellers, kontrolliert Exxon-Mobil, den mächtigsten Ölkonzern in der westlichen Welt. British Petroleum, der Ölgigant, der von Mächten in der Wall Street und der London Stock Exchange regiert wird, ist fest mit dem Finanztitan namens HSBC Bank verbunden.
Das Haus Saud mit seinem barbarischen, wahhabitischen politischen System wurde im 19. Jahrhundert von der britischen Erdöl-Elite ausgewählt und hochgepäppelt. Die saudische Königsfamilie hat seither die Arabische Halbinsel als Vasall regiert. 1945 folgten die amerikanischen Ölmagnaten ihren britischen Gefolgsleuten und haben das Königreich Saudi Arabien umarmt.
Im ganzen Nahen Osten sitzen verschiedene autokratische Monarchien wie in Katar, Kuweit, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und anderswo als Außenposten der westlichen Finanzmacht. Diese Regime kümmern sich nicht um Menschenrechte und foltern, enthaupten, benutzen Terror und peitschen jene aus, die sie vielleicht herausfordern könnten. Diese primitiven Regime der arabischen Welt herrschen über unterentwickelte Gesellschaften mit Tausenden von Gastarbeitern, die als Sklaven des 21. Jahrhunderts leben. Die westlichen Superkonzerne fördern freudig das Erdöl und verkaufen ihnen Waffen. Es ist kein Geheimnis, dass viele dieser Regime Verbindungen zu terroristischen Gruppen in Syrien, Libyen und anderswo haben.
Aber das Imperium der Ölkartelle reicht über den Nahen Osten hinaus. Afrikas Hauptexporteur für Erdöl ist Nigeria, ein Land in dem die durchschnittliche Lebenserwartung 53 Jahre beträgt und die Alphabetisierung unter 60% liegt.BP, Shell, Exxon-Mobil und Chevron fördern im Nigerdelta Erdöl und bereichern sich, während die Menschen in diesem afrikanischen Land immer wiederkehrende Ernährungskrisen erleiden. Nach Angaben des CIA Welt-Faktenbuchs sind mehr als 19% der nigerianischen Kinder unter fünf Jahren untergewichtig.
Gleichzeitig waren die meisten Ziele der Außenpolitik der USA und der NATO unfolgsame Erdöl-produzierende Länder, die willfährig unterentwickelt bleiben, während ihre Ressourcen abgeschöpft werden. Der Irak war ein Haupt-Erdölexporteur, angeführt von einer baathistischen sozialistischen Regierung, bevor er durch die US-Invasion 2003 in Trümmer zerlegt wurde. Libyen, dessen staatlich kontrollierte Erdölressourcen die Grundlage für Entwicklung und die höchste Lebenserwartung auf dem afrikanischen Kontinent bildete, wurde von NATO-Bomben zerrissen.
Vor 2011, als der Bürgerkrieg begann (Anm.d.Ü.: Caleb, es ist kein Bürgerkrieg!) und die NATO-Staaten Anti-Regierungs-Terroristen finanzierten, war Syrien dabei, eine Ölpipeline zu bauen, um seinen Nachbarn, die Islamische Republik Iran mit dem Mittelmeer zu verbinden. Damit wurde es zum Ziel von US-Sanktionen und Drohungen (Anm.d.Ü.: die EU hat mitgemacht und Syrien wurde gleichzeitig aus der Arabischen Liga ausgeschlossen). Syrien ist ein weiterer unabhängiger Erdölexporteur, wo ein staatlich kontrollierter Erdöl-Apparat mit westlichen Konzernen konkurriert.
Ebenso ist Venezuela ein großer Erdölexporteur und Konkurrent westlicher Erdöl-Monopole. Kein Wunder, dass seine sozialistische Regierung, die das Erdöl auf dem globalen Markt verkauft, Ziel von wirtschaftlicher Sabotage und Drohungen einer Militärintervention ist.
Angola, ein großer Erdölexporteur im Süden Afrikas, hatte seit seiner Unabhängigkeit 1975 kaum einen Moment Frieden. Die MPLA-Regierung hatte mit Terrorismus und Gewalt zu tun, oft von Kräften, die von den Vereinigten Staaten unterstützt wurden und das hielt das Land in Armut und machte es von westlichen Erdölförderern abhängig. Erst 2002 wurde endlich ein Friede erreicht und Angola konnte sich mit chinesischer Hilfe langsam entwickeln.
Erdöl hält die Geschichte auf
Die Islamische Republik Iran besitzt eine Wirtschaft, die sich um öffentlich kontrollierte Erdölressourcen dreht, aber das hat sie nicht daran gehindert, bei alternativen Energiequellen voranzugehen. Die iranische Regierung ist im Grunde auch eine der größten Unterstützerinnen der Forschung zur Fusionsenergie. Trotz der Feindschaft zwischen den beiden Ländern haben iranische Wissenschaftler sogar mit amerikanischen Wissenschaftlern beim Ziel der Fusionsenergie zusammengearbeitet.
Warum sollte der Iran die Forschung nach alternativen Energiequellen finanzieren, das seinen größten Exportzweig eliminieren würde? Der Grund ist, dass der Iran versteht, dass die große Abhängigkeit vom Erdöl eine Schwäche ist. Eine Wirtschaft, die sich nur um ein Gut dreht, ist anfällig für Preisverluste. Auch Sanktionen, die den Iran beim Export einschränken, können ihn schädigen. Der Iran hat eine eigene Autoindustrie, Stahlfabriken und andere Produktionen entwickelt. China hat eng mit dem Iran zusammengearbeitet um andere Teile seiner Wirtschaft zu entwickeln und es weniger anfällig für Turbulenzen auf dem Ölmarkt zu machen.
Venezuelas gegenwärtige politische Krise ist zu weiten Teilen ein Resultat des Verfalls des Erdölpreises seit Beginn 2014. Die von der Vereinten Sozialistischen Partei aufgelegten Sozialprogramme, die Hugo Chavez und seinen Nachfolger Nicolas Maduro so beliebt gemacht haben, wurden durch die Öleinkünfte finanziert. Der Verfall der Ölpreise war der Hauptgrund für die gegenwärtigen wirtschaftlichen Leiden und die daraus resultierenden politischen Unruhen.
Obwohl China ein Ölimporteur und nicht auf dem globalen Markt verkauft, ist es der globalen Erdölordnung ausgeliefert. Chinas riesiger Produktionsapparat ist von Ölimporten abhängig. China produziert die Hälfte des weltweiten Stahls, neben einem großen Prozentsatz des weltweiten Kupfers, Aluminium und anderen Rohstoffen. China verkauft auf der ganzen Welt Autos. China besitzt auch den größten Telekommunikationshersteller des Planeten, Huawei.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde könnte jedoch zu einem abrupten Stillstand kommen, sollte irgendwann der Erdöl-Versorgung abgeschnitten werden. 57% des nötigen Erdöls, das China für seine boomende Industrie benötigt, wird von außerhalb importiert.
Der Grund warum das Südchinesische Meer ein Raum für militärische Spannungen zwischen China und den USA ist: Die überwältigende Mehrzahl der chinesischen Erdölimporte erreicht das Land über die Häfen in Shanghai, Guangzhou und Hong Kong. Das Südchinesische Meer abzusichern ist lebenswichtig für China, und die Präsenz des US-Militärs stellt eine gefährliche Blockade-Gefahr dar.
Für Länder die nach Unabhängigkeit und Entwicklung streben, seine sie Erdöl-Importeure oder -Exporteure, ist die Tatsache, dass die Weltwirtschaft zum Großteil auf Erdöl basiert, ein großes Problem.
Es ist im Interesse Chinas und auch vieler anderer Länder, dass sich die Menschheit über die gegenwärtige Phase einer auf Erdöl basierten Weltwirtschaft hinwegsetzt. Das kann nur mit technologischen Durchbrüchen erreicht werden, indem man zu höheren Formen der Energie gelangt.
„Oil is King“ – aber wie lange noch?
In den Südstaaten der USA vor dem Bürgerkrieg von 1861 haben jene, die die Wirtschaft verstanden, oft gesagt. „Die Baumwolle ist der König“. Die Ökonomien von Louisiana, Mississippi, Georgia und Alabama basierten vollständig auf der Produktion von Baumwolle, die nach Britannien und andere Länder verkauft wurde, wo sich die Textilindustrie entwickelte.
Auch wenn die Weltgemeinschaft erkannte, dass die Sklaverei eine widerliche, völkermordende Verletzung der Menschenrechte war und der Aufstieg der industriellen Produktion die Sklaverei ineffizient machte, wollten die Sklaventreiber nicht freiwillig aufgeben. Die gesamte Grundlage ihrer Macht hing von der Plantagenwirtschaft rund um „König Baumwolle“ ab.
Jedoch haben sich jetzt die Räder der Geschichte gedreht. Die Besitzer der Sklavenplantagen wurden besiegt. Die Praxis, menschliche Wesen zu besitzen, wurde in den Vereinigten Staaten vollständig eliminiert, da sich eine höhere Form der Produktion gewaltsam durchsetzte, die von Marxisten als die „Zweite Amerikanische Revolution“ bezeichnet wird.
Heute gibt es auf der Welt eine ähnliche Auseinandersetzung. Die Technologie schreitet voran. Die Macht um die kleine Clique westlicher Finanzoligarchen hängt davon ab dass Erdöl zentralisiert bleibt. Der Vorrang des Erdöls macht unabhängige Länder von einem internationalen Markt abhängig, der zum größten Teil von einer kleinen Clique westlicher Banker dominiert wird.
Während China und andere Länder mit staatlich kontrollierten und zentral geplanten Ökonomien aufsteigen und sich auf der Weltbühne entwickeln, kämpft die Erdöl-Ordnung um sein Überleben. Chinas riesige Investitionen in neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, zusammen mit einem staatlich Antrieb weg von einer auf Erdöl basierenden Produktion, stellt für die alteingesessenen globalen Mächte eine ernste Herausforderung dar.