31. Mai 2017
Auf allen Kanälen war es gestern zu hören und zu sehen: „russische“ Pflegedienste zocken die Krankenkassen ab.
Während in den Printmedien ab und zu mal noch von ausländischen oder osteuropäischen Pflegediensten (oder auch von ominösen „russisch-eurasischen“ „Anbietern“ – so der Focus) die Rede war und das ZDF in diesem Zusammenhang zumindest auch die Ukraine und Kasachstan erwähnte, schoss die ARD mal wieder den Vogel ab. Die Tagesschau berichtete zwar vorsichtshalber von „russischsprachigen“ Pflegediensten, schob aber gleich hinterher, dass es sich in der Mehrzahl um „russische“ Dienste handele.
Der Deutschlandfunk hingegen konnte es mal wieder nicht lassen und brachte die Formulierung von den „russischen“ Pflegediensten rund um die Uhr. Ihm galt mein folgender Hörerbrief, den ich in Kopie jetzt auch über diesen Verteiler schicke:
Dazu Ihre Meldung vom 30.5. (sowie die wiederholten Nachrichten vom gleichen Tag mit gleichem Wortlaut):
Pflegedienste
Ermittler sehen Beweise für Betrugsnetzwerk
Rund 230 russische ambulante Pflegedienste stehen im Verdacht, in Deutschland ein System für Abrechnungsbetrug aufgebaut zu haben.
http://www.deutschlandfunk.de/dlf24-nachrichten-detail-nachrichten.2932.de.html?drn:news_id=750910
„Russische“ Pflegedienste??? Hierzu vielleicht eine Meldung aus dem (auch nicht gerade kritischen) „Focus“ von gestern ( http://www.focus.de/regional/niedersachsen/kriminalitaet-auslaendische-pflegedienste-in-niedersachsen-betrogen_id_7194374.html)
Den Berichten zufolge sollen zwei Drittel der betrügerischen Pflegedienste in bundesweiten Netzwerken agiert haben. Regionale Schwerpunkte sind neben Niedersachsen auch NRW, Berlin, Brandenburg und Bayern. Gesteuert worden sein sollen die Netze überwiegend von Berlin aus. Viele der beschuldigten Betreiber sollen zusätzlich auch in andere kriminelle Machenschaften verwickelt sein, darunter Geldwäsche, Schutzgeldzahlungen und Glücksspiel. Bei den aktuellen Ermittlungen sollen Verdächtige aus der Ukraine stammen.
Na ja, das wollen Sie sicher nicht hören. Dabei ist es nicht mal neu:
In vielen Fällen gibt es Verbindungen der Banden nach Berlin. So etwa beim Pflegedienst „Möwe“, in dem derzeit die Staatsanwaltschaft Rostock ermittelt. Diese ließ im Juni 2015 die Büros der Firma durchsuchen, mehrere aus der Ukraine stammende Gesellschafter und leitende Mitarbeiter wurden wegen des Verdachts auf gewerbs- und bandenmäßigen Betrug festgenommen.
https://www.welt.de/wirtschaft/article154426270/So-funktioniert-der-Milliarden-Betrug-der-Pflege-Mafia.html
Aber das können Sie – der „Stahlhelmsender“ namens „Deutschlandfunk“ – natürlich nicht berichten. Auch wenn Ihr Gesprächspartner in der Spätabendsendung, Eugen Brysch, Ihren Moderator Heckmann ausdrücklich auf die Ukraine verwies, sprach dieser anschließend noch im selben Interview schon wieder von „russischen Pflegediensten“.
Wie schön ist doch ein gepflegtes transatlantisches Feindbild, es erspart Ihnen sicher Nachdenken und eine ordentliche Recherche. Aber vielleicht irre ich hier ja auch – wahrscheinlich wissen Sie schon genau Bescheid, möchten aber von Ihrer antirussischen Hetze einfach nicht ablassen. Im Westen nichts Neues, eben.
Übrigens geht eine Kopie dieser Email an zahlreiche Aktivist/inn/en aus der Friedensbewegung. Denn es ist doch von allgemeinerem Interesse, wofür ihr Sender die Zwangsbeiträge der Hörer/innen verpulvert.
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Zum gleichen Thema siehe auch den folgenden, schon 2016 veröffentlichten Kommentar von SNA Radio:
Putin, Panama, Pflegedienste: Deutsche Medien auf anti-russischer Stimmungsmache
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