13. Juni 2015
https://www.jungewelt.de/2015/06-13/024.php
Von Karin Leukefeld
Der Propagandakrieg um Syrien ist in vollem Gange. Während Iran durch seine regionalen Widersacher Saudi-Arabien, Katar, Türkei und Israel zum direkten militärischen Eingreifen in Syrien gezwungen werden soll, nehmen Falschmeldungen, Instrumentalisierung und Sabotage der Medien zu. Stimmen aus Syrien werden ausgeblendet. Die Webseite der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA ist seit Tagen in Deutschland nicht aufzurufen. Das Wort »Forbidden« (Verboten) prangt dort, wo eigentlich die Texte aus Damaskus zu lesen sein müssten. Äußerungen syrischer Politiker in Damaskus oder des syrischen UN-Botschafters in New York werden in westlichen Medien weitgehend ignoriert.
Berichte, wonach die syrische Armee gemeinsam mit Einheiten der Hisbollah in den Kalamunbergen an der Grenze zu Libanon, in Idlib, Daraa und andernorts strategische Erfolge erzielen konnte, werden vom saudischen Fernsehsender Al-Arabiya mit »Erfolgsmeldungen« für die Kampfgruppen und von der scheinbar unmittelbar bevorstehenden Einnahme der syrischen Hauptstadt Damaskus übertönt. Al-Arabiya verbreitet inzwischen mit sieben verschiedenen Programmen die die saudische Sicht auf die Welt. Eins hämmert in Endlosschleife die neuesten Frontmeldungen aus Syrien heraus. Diesen zufolge stehen die von Saudi-Arabien (und Bündnispartnern) unterstützten Milizen siegreich vor Damaskus, während die Soldaten der syrischen Armee – angeblich – überall davonlaufen.
Der katarische Nachrichtensender Al-Dschasira hat dem Chef der Nusra-Front, dem international gesuchten Al-Qaida-Anführer Abu Mohammed Al-Golani, vor wenigen Tagen gleich zweimal eine Stunde lang ein Forum gegeben, seine menschen- und völkerrechtsverachtende Propaganda zu verbreiten. Die Nusra-Front und die mit ihr verbündete »Ahrar Al-Scham« ermordeten am Mittwoch mindestens 30 Einwohner in Qalb Laze. Das in der nordwestsyrischen Provinz Idlib gelegene Dorf wird mehrheitlich von Drusen bewohnt. Die bewaffneten Dorfbewohner hatten Berichten zufolge den Nusra-Kämpfern den Zutritt zu ihren Häusern verwehrt, woraufhin die das Feuer eröffneten.
Das syrische Außenministerium wandte sich am Mittwoch an die Vereinten Nationen und den UN-Sicherheitsrat und forderte, die Unterstützung Katars für die Nusra-Front und andere terroristische Gruppen in Syrien zu stoppen. Das Emirat sei mitverantwortlich für »furchtbare Verbrechen«, hieß es in dem Schreiben. Doha hatte zuvor seinerseits Damaskus vor den gleichen UN-Gremien beschuldigt, Giftgas eingesetzt zu haben. Es sei international bekannt und anerkannt, dass Syrien seine chemischen Waffen abgeliefert habe, antwortete das Außenministerium in Damaskus. Katar versuche, »sein Image aufzupolieren und seine Unterstützung für den Terrorismus zu verdecken«, hieß es in dem Schreiben. Die »UNO und die Mitglieder im UN-Sicherheitsrat sollen davon abgelenkt werden, dass Katar direkte Hilfe für Terrororganisationen leistet, die das syrische Volk angreifen und die Sicherheit und Stabilität des syrischen Staates unterlaufen«.
Katar und seine Medien unterstützten zudem medial die Terrororganisationen in Syrien, hieß es weiter. Jüngster Beweis sei das Interview mit dem Anführer der Nusra-Front, Abu Mohammed Al-Golani, der auf der Terrorliste des UN-Sicherheitsrates stehe. Der Mann habe in dem TV-Gespräch die Regierung in Damaskus und die Syrer ausdrücklich bedroht. Das sei »ein klarer Beweis der direkten Beziehungen und Kooperation zwischen seiner Terrorgruppe (Nusra-Front, jW) auf der einen und Al-Dschasira und Katar auf der anderen Seite«. Schließlich sei das Emirat Eigentümer des Senders.
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