24. Oktober 2014

http://german.ruvr.ru/2014_10_21/Der-BND-will-die-MH17-Morder-kennen-und-keiner-will-es-wissen-7591/
Der deutsche Auslandsgeheimdienst BND hat die Nase vorn. Wie der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe meldet, weiß der Bundesnachrichtendienst, wer für den Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 im Juli in der Ostukraine verantwortlich ist und will dafür auch Beweise haben. „Die Separatisten waren es“, lässt sich Behördenchef Gerhard Schindler im Hamburger Magazin zitieren. Die Nachricht hätte das Topthema beim Treffen der EU-Außenminister in Luxemburg sein müssen. Nachfragen beim deutschen Außenamtschef Frank-Walter Steinmeier? Reaktionen – immerhin waren die meisten der 298 Toten EU-Bürger? Keine, zumindest soweit verlautbart. Das dürfte beim EU-Ratstreffen in dieser Woche nicht anders sein.
Die vom Westen unterstützte Regierung in Kiew und die Aufständischen im Osten der Ukraine machen sich gegenseitig für den Absturz der malaysischen Boeing 777 mit 298 Menschen an Bord im Kriegsgebiet verantwortlich. Ein Anfang September vorgestellter Zwischenbericht der zuständigen niederländischen Untersuchungskommission legt sich in der Täterfrage nicht fest – im Gegensatz zu den Politikern und Mainstreammedien im Westen, die schon unmittelbar nach der Tragödie am 17. Juli gewusst haben, dass die „prorussischen Aufständischen“ und Kreml-Chef Wladimir Putin die Schuldigen sein müssen.
Der Hamburger „Spiegel“ sorgt nun für Schlagzeilen und Topmeldungen in den TV-Nachrichten mit der Meldung, BND-Präsident Gerhard Schindler habe in diesem Monat das Parlamentische Kontrollgremium des Bundestages darüber unterrichtet, wer die Zivilmaschine MH17 abgeschossen hat. Es gebe „umfangreiche Belege“, dass „prorussische Rebellen“, also die Kämpfer der Volksrepubliken, gefeuert haben. Das ergäbe die Auswertung von Satellitenaufnahmen und Fotos.
Schindlers Plot ist einfach: Die Gegner Kiews sollen ein russisches „Buk“-Luftabwehrsystem von einem Stützpunkt der ukrainischen Armee erbeutet und mit diesem Flug MH17 vom Himmel geholt haben.
Laut „Spiegel“ muss sich der BND-Präsident in seiner Festlegung sehr sicher sein. Dumm nur, dass die Bundesregierung über die sicheren „Belege“ der Pullacher entweder nicht unterrichtet worden ist – oder dass man sie in Berlin nicht so richtig glauben will.
Wie sonst ist zu erklären, dass die Bundesregierung in der Beantwortung einer kleinen Anfrage der Linksfraktion konstatiert, keine eigenen Erkenntnisse über den Abschuss der malaysischen Maschine zu haben und auf unermüdliches Nachfragen immer wieder „nur“ auf den offiziellen Zwischenbericht der Niederlande verweist – der wiederum die Täterfrage komplett ausklammert. Die Kleine Anfrage ist am 10. Oktober beantwortet worden, zwei Tage, nachdem Schindler den Parlamentariern in geheimer Sitzung berichtet hatte.
Die zuständigen Vertreter der international nicht anerkannten Volksrepubliken weisen die Anschuldigen von Spiegel und Schindler zurück, wie sie seit dem 17. Juli die Verantwortung für diesen Abschuss zurückgewiesen haben. Tatsächlich hätten die Aufständischen ein „Buk“-Abwehrsystem erbeutet, dieses aber nicht bedienen können. Das Kriegsgerät ist recht kompliziert in der Handhabung – was bisher niemand bestritten hat – und den Donbass-Kämpfern fehlt es an Militärexperten dafür. Die nun vorgebrachten Anschuldigungen seien Folgen einer allgemeinen „Hysterie“, stellt Andrej Purgin, der stellvertretende Regierungschef der „Republik Donezk“ gegenüber Interfax fest.
Wenn der Bundesnachrichtendienst Belege dafür hat, wer MH17 abgeschossen hat, ist das eine Weltsensation. Dafür fallen die Reaktionen äußerst mager aus. Zu Wochenbeginn sind in Luxemburg die Außenminister der EU-Mitgliedstaaten zusammengekommen. Es ging um Ebola, die Ukraine und Russland sowie die Terrormiliz Islamischer Staat. Es ist nicht bekannt (geworden), dass die BND-Festlegung großartig thematisiert und Frank-Walter Steinmeier um nähere Auskunft gebeten worden ist.
Fraglich, ob US-Außenminister John Kerry nachhakt, wenn er seinen deutschen Amtskollegen am Werderschen Markt besucht. Ob er sich von Steinmeier die Beweislage präsentieren läßt? Oder die Staats- und Regierungschefs der EU, die am 23. und 24. Oktober zum Gipfel in Brüssel zusammenkommen? 298 Menschen sind bei dem Abschuss getötet worden. Der dem Kanzleramt unterstellte Auslandsgeheimdienst tut über den „Spiegel“ kund zu wissen, wer die MH17-Mörder sind. Und keiner interessiert sich dafür. Das stinkt – und im Gegensatz zu den Machern der Mainstreammedien steigt das den Lesern in die Nase. Die Onlineforen sind voll von Zweifel, Ironie und Häme.
Und ausgerechnet eine Lokalzeitung, das „Mindener Tageblatt“, haut auf den Tisch: „298 Menschen starben bei dem Angriff auf das Zivilflugzeug. Es ist ein Skandal, dass die Untersuchungen über die Verantwortlichkeiten für dieses feige Verbrechen offenbar aus Gründen politischer Rücksichtnahmen – welcher Art auch immer – vernebelt und verschleppt werden können. Wenn der BND tatsächlich Beweise hat, die zur Aufklärung beitragen könnten, gehören sie auf den Tisch und öffentlich geprüft. Die Opfer und ihre Angehörigen haben ein Recht darauf – der Rest der Welt nicht minder.“
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …