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1. Oktober 2014

Internationale Koalition gegen den IS in Wahrheit ein Kriegsbündnis gegen Syrien

Es wird jezt sehr viel über eine internationale Koalition gegen den „Islamischen Staat“ (IS) berichtet, obwohl die Mitgliedstaaten dieser Koalition direkt oder indirekt bei der Bildung und Entstehung dieser terroristischen Strömung eine Rolle gespielt haben und einige auch gegenwärtig diese Gruppe auf verschiedene Art und Weise unterstützen.

Die USA und ihre Verbündeten teilen die bewaffneten Gruppen, die gegen die syrische Regierung kämpfen, in terroristische und moderate Gruppen ein und behaupten jetzt, dass sie moderate bewaffnete Akteure umfassend unterstützen werden.

Dieser Ansatz ist in mehrfacher Hinsicht falsch:

1. Dieser Schritt der USA führt die öffentliche Meinung der Welt in Bezug auf diese terroristischen Gruppen in die Irre.

2. Gruppen wie der „Islamische Staat“ und die Al-Nusra-Front, die von den USA als terroristisch bezeichnet werden, wurden einst von den USA und ihren Verbündeten unterstützt, und diese Gruppen haben sich im Grunde mit deren Hilfe gebildet.

3. Bei den Strömungen in Syrien, die von den USA als „bewaffnete Opposition“ bezeichnet werden und die man unterstützen will, handelt es sich um Gruppen, deren Verbrechen gegen das syrische Volk nicht weniger unmenschlich und brutal sind als die Verbrechen des IS. Es gibt keinen Unterschied im Charakter dieser Gruppen. Viele von denen, die sich heute in den Reihen des IS befinden, waren zuvor in Gruppen wie der „Freien Syrischen Armee“ (FSA) oder der „Islamischen Front“ aktiv, und es wird erwartet, dass sich diese Militanten mit zunehmendem Druck auf den „Islamischen Staat“ unter Wahrung ihres Charakters wieder den sogenannten moderaten Gruppen anschließen, um sie für die eigenen Zwecke zu missbrauchen.

Die Krise in Syrien begann im Jahre 2011, während der IS im Jahre 2013 entstand. Bis vor Bekanntgabe der Existenz des IS wurden in Syrien von anderen Terrorgruppen wie der „Freien Syrischen Armee“, der Al-Nusra-Front, der Ahrar-Al-Sham und anderen militanten Gruppen unzählige Verbrechen gegen die Bevölkerung und die syrische Regierung verübt, die zahlenmäßig nicht geringer waren als später die Verbrechen des IS. Auch diese Gruppen wurden alle von den USA und ihren Verbündeten unterstützt und werden jetzt als moderat bezeichnet.

Von den bewaffneten Terrorgruppen, die mit Unterstützung der USA und ihrer Verbündeten in Syrien entstanden und jetzt im Irak und in Syrien aktiv sind, werden seit 2011 in Syrien und jetzt auch im Irak zahlreiche Verbrechen begangen, deren Beschreibung erschütternd ist und von denen die Anhänger der monotheistischen Religionen nicht verschont geblieben sind.

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Mai 2013 – Kommandeur einer FSA-Ablegerbrigade isst ein Stück vom Herz bzw. der Lunge eines getöteten syrischen Soldaten – Hunderte von Bildern und Videos von Gräueltaten, Hinrichtungen und Enthauptungen , begangen von Regierungsgegnern, sind seit 2012 im Internet veröffentlicht worden.

Die Gruppe ISIS – die Abkürzung von „Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien“ – hat im Jahre 2013 ihre Existenz bekanntgegeben. Zuvor war sie unter der Bezeichnung „Islamischer Staat im Irak“ unter dem Kommando von Abu Bakr Al-Bagdadi bekannt und auch in Syrien war die Gruppe seit Beginn der Krise aktiv und hat viele Verbrechen begangen. Diese Strömung hat außerdem anfangs die Gruppe Al-Nusra-Front unter dem Kommando von Abu Muhammad Julani in Syrien gegründet. Später, als Al-Bagdadi die Entscheidung traf, den „Islamischen Staat im Irak“ und die Al-Nusra-Front zu einer Gruppe zu vereinen, wurde er mit der Opposition von Julani, dem Befehlshaber der Al-Nusra-Front, konfrontiert. Darum kämpfte die ISIS vor der Bekanntgabe ihrer Existenz in anderer Form in Syrien und wurde von den USA und ihren Verbündeten unterstützt. Zurzeit ist die Al-Nusra-Front eine der bewaffneten Hauptgruppen, die gegen das syrische System kämpfen und vom Ausland tatkräftig unterstützt werden.

Diese militanten Gruppen voneinander zu unterscheiden ist eine Täuschung der Weltöffentlichkeit. Gruppen wie die „Freie Syrische Armee“, die Ahrar-Al-Sham, die „Islamische Front“ oder die „Armee des Islam“ unterscheiden sich weder im Hinblick auf ihre Finanz- noch im Hinblick auf ihre ideologischen Quellen in keiner Weise von der ISIS. Die Takfiri-Ideologie und der Terror in all seinen Formen sind ihnen allen gemein. Sie haben in ihrer Gründungserklärung die Gründung eines islamischen Kalifats betont.

Viele Mitglieder der ISIS sind Ausländer und besonders Staatsbürger europäischer Länder, die durch Unterstützung aus dem Ausland und aus der Region aus verschiedenen Ländern über die Grenzen der Nachbarstaaten Syriens in das Land eingereist sind. Ein Teil der Mitglieder dieser Gruppe sind Syrer, die als Gegner der syrischen Regierung vom Ausland unterstützt wurden und werden und deren Ziel der Sturz des gegenwärtigen Systems in Syrien ist. Interessanterweise haben die USA erklärt, dass für die Bekämpfung des Terrorismus der ISIS deren Geldquellen gekappt werden müssen. Aber diese Geldquellen sind hauptsächlich die Verbündeten der USA. Diejenigen, die die ISIS finanziell versorgen und unterstützen, sind selbst Mitglied der Koalition gegen die ISIS.

Bei bewaffneten Terrorgruppen darf es kein Unterscheidung zwischen Guten und Schlechten geben, diese üble Erscheinung muss in jeder möglichen Form bekämpft werden. Nach der UN-Charta ist die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder verboten. Doch die USA und ihre Verbündeten haben nicht nur die politische Opposition in Syrien unterstützt, sondern auch die militanten Gegner. Eine Klassifikation von Terroristen in terroristische und moderate Gegner ist rechtlich und moralisch nicht zu rechtfertigen.

Der Krieg in Syrien war von Anfang an auch ein Krieg von Terrorgruppen gegen die Regierung. Diejenigen Länder, die jetzt eine Allianz gegen die ISIS gebildet haben, haben seit 2011 Terrorgruppen unterstützt, und die Folgen davon sind die jetzige chaotische Situation im Irak und in Syrien und die Machtergreifung von extremistischen, terroristischen Elementen wie die ISIS.

Es ist wichtig, dass der Kampf gegen den Terrorismus mit einem klaren, realistischen Programm und koordiniert von den Vereinten Nationen erfolgt. Jegliche Koalition gegen die ISIS müsste demnach mit dem Land, das zuvor schon die ISIS bekämpft hat – nämlich Syrien – zusammenarbeiten, sonst ist jedes Vorgehen ein Angriff auf das Territorium Syriens.

Die derzeitige internationale Koalition gegen den IS ist deshalb in Wahrheit ein Kriegsbündnis gegen Syrien.